Was du unbedingt tun solltest BEVOR du mikrofonierst...

Oct 21, 2018

Ich habe es im Studiound auch bei Livegigs (leider) ziemlich häufig erlebt. Ich kam als Musiker ins Tonstudio, baute mein Drumset auf und  schaute dass alles sauber gestimmt und eingerichtet war. Dann kam der Tontechniker, mikrofonierte akribisch Schlagzeug und Raum und verließ diesen dann wieder in Richtung Regieraum.Frage: Wo liegt hier der Fehler? Antwort: Der Tontechniker hatte sich mein Schlagzeug nicht ein einziges Mal direkt angehört. Vom unveränderten Natursound des Drumsets hatte er überhaupt keinen Klangeindruck, wollte aber jetzt in der Lage sein einen sauberen Drumsound zu zaubern.

Vermeide zähe Soundchecks
was dann folgte war meist ein langer, zäher Soundcheck, bei dem ich minutenlang auf ein Tom hauen musste, bis der Tontechniker dann mit “seinem” Sound zufrieden war. Bei einem Live-Soundcheck wo schon Zuhörer da sind macht das übrigens besonders viel Spass :-).

Oftmals war es dann so, dass der Tontechniker aber mit meinem Sound nicht zufrieden war weil er damit nicht arbeiten konnte und so fragte er, natürlich aus dem Regieraum oder vom FOH per Talkback, ob es denn möglich sei diese oder jene Trommel anders zu stimmen oder zu dämpfen, stärker in die Snare zu hauen oder einen anderen Bass Drum Schlegel zu verwenden. (Letzteres ist übrigens kein Witz!). Wenn ein Soundcheck oder der Beginn einer Studiosession schon so beginnt läut einiges schief. Denn:

 
 Die Aufgabe des Tontechnikers ist es den spezifischen Sound eines Instrumentes und die individuelle Performance des Musikers optimal einzufangen. Nicht der Musiker muss sein Instrument so stimmen oder spielen, dass der Tontechniker während der Aufnahme und nachher beim Mischen möglichst wenig Arbeit hat.
 
 
Höre dir den Natursound der aufzunehmenden Quelle genau an
Am wichtigsten ist, sich den Originalsound eines Instrumentes oder einer Stimme anzuhören. Stellt euch neben das Drumset, lasst den Drummer ein wenig spielen, lauft während dessen im Raum herum, schaut wo es am besten oder am schlechtesten klingt und lasst euch die Trommeln auch mal einzeln anschlagen.  
 
Wenn ihr direkt danebensteht ist der Eindruck immer ehrlicher als im Regieraum im Drehstuhl. Wenn ihr einen Drummer habt, der nicht wie ein Berserker in die Trommeln drischtund mit seinem Fußpedal permanent versucht dass Bassdrumfell zu durchschlagen, müst ihr gegebenenfalls nicht euer Lieblingsmikro für die Snare einsetzen sondern mal ein anderes probieren.
 
Beobachtet die Eigenheiten des Musikers, denn jeder performt anders, bewegt sich der Sänger viel oder steht er vor dem Mikro wie ein Brett, wie klingen seine Konsonanten und S-Laute im Aufnahmeraum? Und wenn ihr einen Gitarristen habt, der unbedingt über seinen Amp mit seinen individuellen Einstellungen einspielen möchte, versucht es ihm zu ermöglichen.
 
Die beste Performance liefern immer Musiker, die sich wohl fühlen und die so spielen oder singen dürfen wie sie es von daheim oder im Proberaum gewöhnt sind.
 
Spare Zeit & Nerven durch sorgfältige Vorbereitung
 Zusammengefasst hat  das Anhören des Natursounds einer Stimme oder eines Intruments im Aufnahmeraum VOR der Mikrofonierung viele Vorteile: Wenn du dir Stimme oder Instrment anhörst ohne nebenher mit Kabeln rumzufummeln oder Mirkofonen zu hantieren, konzentrierst du dich voll und ganz auf den Klang der Schallquelle.
 
Du lernst die Eigenheiten des Musikers oder Sängers kennen und kannst schnell Stärken und Schwächen der Performance ausmachen. Das kann im nächsten Schritt bei der Mikrofonierung von großem Vorteil sein.
 
Außerdem kann ein Audio Engineer, der wirkliches Interesse an der musikalischen Darbietung des jeweiligen Künstlers zeigt viel besser für eine entspannte Aufnahmeatmosphäre sorgen als einer, der nur gelangweilt in seinem Sessel im Regieraum fläzt. Und eine angenehme Atmosphäre, bei der sich Künstler und ontechniker auf Augenhöhe begegnen ist schon die halbe Miete für eine gute Aufnahme.
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