Mischen ist meist eine recht heikle Angelegenheit. Oftmals hat man nicht nur eine sondern viele oder gar sehr viele Klampfen in einem Mixprojekt vorliegen und schnell kann es passieren dass man bei der sich dadurch ergebenden Soundwand den Überblick verliert.
Bleiben wir mal bei den Gitarren. Das knifflige hierbei ist, dass Gitarren Frequenzgebiete abdecken in denen sich auch viele andere Instrumente ebenso wie die Stimme tummeln. Arbeitet man hier schlampig entseht schnell ein schwammiges, undifferenziertes Klangbild. Darüber hinaus wünschen sich Gitarristen oft einen fetten, druckvollen Gitarrensound, der bestenfalls die Zuhörer an die gegenüberliegende Wand pinnt. Außerdem wollen der Drummer und der Bassist auch fett klingen und der Sänger will sowieso vorne präsent sein. Entspricht man all diesen Wünschen landet man recht schnell bei undeffiniertem Soundbrei. Deswegen ist es übrigens SEHR sinnvoll wenn die Musiker beim Mischen NICHT mit dabei sind ;-).
Ein Fehler, der oft dazu führt, dass beim Mischen ein undefinierter Soundbrei entseht ist der allzu exzessive Gebrauch des Solo-Buttons. Wenn du ein Instrument solo anhörst wirst du so gut wie immer dazu neigen es zu laut, zu fett und zu präent zu mischen. Der erwünschte Druck kommt aber nicht von einer überkomprimierten und zu Tode eq-ten Gitarrengruppe sondern von dem Zusammenspiel aller Instrumente im Mix.
Um einen Sound beurteilen zu können und festzustellen was er braucht oder wo er seine Schwächen hat ist es durchaus okay ihn kurze Zeit im Solo-Mode zu bearbeiten. Danach ist es aber wichtig wieder Abstand zu dem betreffenden Instrument zu bekommen, das heißt es eventuell mal für eine Weile zu muten und später wieder moderat in die Mischung einzufügen. Auf den ersten Blick mag es schwieriger erscheinen ein Instrument nur im Gesamtmix zu beurteilen und auch zu mischen, dennoch zahlt es sich auf jeden Fall aus, da man später weniger Überraschungen erlebt.
Wenn du beispielsweise im Gesamtmix feststellst, dass die Gitarren den Bass überdecken, kannst du diese beiden Instrumenten gruppen solo hören, die ensprechenden Frequenzen bei den Gitarren absenken. Wie stark du die Gitarren im entsprechenden Frequenzgebiet absenkst solltest du aber wieder im Komplettmix entscheiden.
Alles in allem kann man sagen, dass dich der Solo-Sound eines Instruments im Prinzip “anlügt”, weil er solo nicht so klingt wie im Mixkontext. So kann es durchaus sein dass du ein einzelnes Instrument viel zu dünn oder auch viel zu laut empfindest, wenn du es solo hörst. Hörst du es dann aber im Gesamtmix an erscheint dir die Balance aller Elemete aber perfekt. Und das ist das Essentielle was das Mischen betrifft: Die richtigen Balancen zwischen den verschiedenen Elementen zu finden, so dass sie ein schlüssiges Gesamtbild abgeben.