Du willst einen fetten Gitarrensound? Nimm so wenig Gitarren auf wie möglich!

Oct 21, 2018

Auf der Suche nach DEM fetten Gitarrensound, dem “Wall of Sound” schlechthin, steht für viele , wenn es um die Gitarrenaufnahme geht , schnell fest: Ich brauche tonnenweise Gitarrenspuren, muss doppeln ohne Ende, dann am besten noch einmal die Powerchords und den Grundton unter den jeweiligen Akkord legen und dann weit auseinanderpannen. Dann passt das. So machen das die Profis auch.

Ist das so…?

Gerade im Rock- Hardrock aber auch im Pop -Bereich ist man oft auf der Suchen nach dem druckvollen Gitarrensound, der drückt und ordentlich Schub gibt. Und um das zu erreichen nehmen wir immer mehr Gitarren auf in der irrigen Annahme “Eine Gitarre klingt gut, dann klingen mehrere Gitarren besser”. Das Dumme ist nur, dass dies im Prinzip ein großer Trugschluss ist. Ich will erklären warum.

Es ist eigentlich logisch. Je mehr Spuren wir aufnehmen, desto lauter wird der Mix auch werden, desto mehr Schallinformationen haben wir, desto mehr Frequenzen, die sich bei bei mehr Instrumenten auch immer mehr überlappen haben wir. Aber am Ende des Tages bzw. des Mixes muss diese massive Soundwand durch ein ziemlich schmales Nadelöhr: Durch den Stereo-Output unseres Mischpults. Letzendlich müssen wir also unsere drei oder sogar vierfach gedoppekten Gitarranspuren plus alle anderen Instrumente und Gesang durch diesen engen Tunnel pressen.

Was hat das zur Folge?

Eher Unerwünschtes, nämlich viele Instrumente und Spuren, die gegeneinander um ihren Platz im Frequenzspektrum kämpfen und sich infolgedessen auch teilweise auslöschen. Sprich: Einige Parts werden im Gesamtmix schlichtweg verschwinden oder maskiert. Bei dem Versuch das zu vermeiden greifen wir massiv mit ausgeklügeltem Panning und dem EQ in unsere vielen Gitarrenspuren ein, wir heben bestimmte Frequenzen, der einen Spur an, senken die einer anderen ab und addieren somit im Prinzip nur noch mehr Lärm zu unserem Gesamtmix dazu und machen uns damit unseren Job beim Mixen auch immer schwerer. Mit jedem Gitarrenpart, den wir doppeln, machen wir es auch schwer den ursprünglichen Gitarrenpart zu hören. Deswegen, was Gitarrenparts betrifft tatsächlich weniger oft mehr.


Und was hat es zur Folge, wenn wir weniger Gitarren einspielen?

Wir werden zu etwas essentiell Wichtigem gezwungen: Ein gutes Arrangement zu machen. Ein guter Arrangement ist der erste wichtige Schritt zu einem guten Mix. Ein gutes Arrangement, in dem jedes Instrument in jedem Part des Songs seinen Platz hat lässt sich wesentlich einfacher und zügiger mischen. Wenn du nicht Tonnen von Gitarrenspuren zur Verfügung hast um Druck zu erzeugen wirst du auch gezwungen sein, die wenigen Parts, die du hast durchdacht zu mischen und einzusetzen.

Ein überladenes, mit (Gitarren-) Spuren zugepacktes Arrangement ist letztendlich auch ein Beweis der Faulheit beim Arrangieren. Denn Eindruck, Wiedererkennungswert und druckvollen Sound erreicht man nicht nur über Lautstärke, sondern durch ein gut durchdachtes Arrangement. Jede Gitarrenspur hat ihren Platz und ihren Sinn im Mix.

Gnaz einfach kann man das in seinem Mix so testen: Mute in deinem Mix einmal die einzelnen Gitarrenspuren nacheinander. Fehlt dann etwas im Mix, ist die Spur essentiell. Fällt es nicht wirklich auf, wenn du die Spur mutest, ist sie höchstwahrscheinlich überflüssig.

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